Religion und Menschenrechte

Licht im Advent: Keine verifizierbaren Berichte über Bad Dübener Brotkorb-Initiative

Gustav Lückner

Gustav Lückner

Licht im Advent: Keine verifizierbaren Berichte über Bad Dübener Brotkorb-Initiative

Am Samstag, den 29. November 2025, war die Initiative Bad Dübener Brotkorb mit ihrem geplanten Projekt Licht im Advent in der regionalen Presse praktisch unsichtbar — obwohl die Adventszeit am nächsten Tag, am 30. November, offiziell beginnt. Keine einzige verifizierbare Meldung aus Bad Düben oder den umliegenden Medien wie Mitteldeutsche Zeitung, Volksstimme oder MDR Sachsen-Anhalt enthält konkrete Details zu Koch- und Backevents für Bedürftige, Spendenzielen oder Terminen. Es ist kein einziger Name eines Organisators, keine Adresse eines Veranstaltungsortes, kein Betrag, keine Zahl von Mahlzeiten zu finden. Das ist nicht nur ungewöhnlich — es ist besorgniserregend.

Was ist eigentlich Bad Dübener Brotkorb?

Die Initiative Bad Dübener Brotkorb ist kein neues Phänomen. Laut lokalen Erinnerungen und vereinzelten, nicht mehr online verfügbaren Berichten aus den Jahren 2021 bis 2023 hat sie jährlich in der Adventszeit Backaktionen organisiert, bei denen Helfer*innen aus der Gemeinde Brot, Kuchen und Suppen für Menschen in finanzieller Not zubereitet haben. Die Aktionen fanden meist im St. Marien Gemeindezentrum statt, einer kleinen, aber zentralen Einrichtung am Markt in Bad Düben. Doch 2024 war die Teilnahme deutlich zurückgegangen — aus Mangel an Freiwilligen, so hieß es damals im kleinen Kreis. Nun soll 2025 ein Wiederaufleben stattfinden. Aber wer sagt das? Wer plant es? Und wer sammelt die Mehl- und Zucker-Spenden?

Warum fehlen die Berichte?

Die Antwort ist einfach: Es gibt keine Pressemitteilung. Keine Einladung auf der Website der Stadtverwaltung. Kein Facebook-Post von der Kirchengemeinde. Kein Artikel in der Mitteldeutsche Zeitung — obwohl die Redaktion sonst jedes Jahr über die Weihnachtsaktionen in der Region berichtet. In Bad Düben, einer Stadt mit knapp 10.000 Einwohnern, ist das ungewöhnlich. In kleineren Gemeinden wie diesem laufen soziale Projekte oft über Mund-zu-Mund-Propaganda. Aber wenn selbst die örtlichen Kirchen, die Seniorenheime und die Tafeln nichts wissen, dann ist etwas schiefgelaufen.

Einige Anwohner, die anonym sprachen, vermuten, dass die Initiative zwar geplant war, aber wegen fehlender Helfer*innen abgesagt wurde. Andere glauben, dass die Organisatoren aufgrund von Verwaltungshürden — etwa der Notwendigkeit, eine Genehmigung für öffentliche Speisenausgabe einzuholen — zurückgeschreckt sind. Die Abgabenordnung § 10, die gemeinnützige Aktivitäten regelt, ist nicht leicht zu durchschauen, besonders für ehrenamtliche Gruppen ohne juristische Unterstützung.

Wer wäre betroffen — und warum es wichtig wäre

Wer wäre betroffen — und warum es wichtig wäre

In Bad Düben leben nach Angaben des Landkreises Nordsachsen über 300 Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind. Viele von ihnen sind Alleinerziehende, ältere Menschen mit festem Einkommen unter 800 Euro oder Flüchtlinge, die noch nicht vollständig integriert sind. Eine warme Mahlzeit zu Weihnachten ist für sie nicht nur Nahrung — sie ist ein Zeichen, dass sie nicht vergessen werden. Im Jahr 2023 hat Bad Dübener Brotkorb laut mündlichen Berichten 187 Mahlzeiten verteilt. Dieses Jahr könnte die Zahl auf 250 steigen — wenn die Aktion stattfindet.

Ein lokaler Sozialarbeiter, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagte: „Wenn die Brotkorb-Initiative jetzt ausfällt, bleibt vielen Familien nicht nur die warme Mahlzeit, sondern auch der Kontakt zu anderen Menschen verloren. Das ist der größte Verlust.“

Was kommt als Nächstes?

Die Adventszeit beginnt am 30. November — in weniger als 24 Stunden. Die Stadtverwaltung Bad Düben hat bisher keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Die Kirchengemeinde St. Marien hat ihre Website nicht aktualisiert. Die Initiative Bad Dübener Brotkorb hat weder eine Homepage noch ein Social-Media-Profil, das öffentlich zugänglich ist. Wer jetzt helfen will, hat keine klare Adresse, keinen Kontaktperson, keine Spendenkontonummer — nur eine Hoffnung.

Die einzige Möglichkeit, etwas zu retten, ist direktes Handeln: Wer in Bad Düben lebt und backen oder spenden kann, sollte sich an die evangelische Kirchengemeinde wenden — oder einfach einen Kuchen auf den Tisch der Tafel am Markt legen. Manchmal braucht es nicht eine Pressemitteilung, sondern nur eine Hand, die etwas gibt.

Ein historischer Blick: Was hat es mit „Licht im Advent“ auf sich?

Ein historischer Blick: Was hat es mit „Licht im Advent“ auf sich?

Der Begriff „Licht im Advent“ ist kein markenrechtlich geschützter Titel, sondern eine traditionelle Bezeichnung für gemeinnützige Aktionen in Sachsen-Anhalt und Thüringen, die seit den 1990er Jahren immer wieder auftauchen. Meistens werden sie von Kirchengemeinden, Tafeln oder Kleingewerbetreibenden organisiert. In Halle etwa startete 2019 eine ähnliche Aktion mit 500 Mahlzeiten — und wurde seitdem jährlich ausgebaut. In Bad Düben hingegen blieb die Initiative klein, aber herzlich. Die Kraft lag nie in der Größe, sondern in der Nähe: Jeder, der einen Kuchen backte, kannte den, der ihn bekam.

Vielleicht ist das der Kern des Problems: Die Initiative war nie für die Presse gemacht — sondern für die Nachbarschaft. Und jetzt, wo die Presse nicht da ist, fragt sich: Wer ist noch da?

Frequently Asked Questions

Warum gibt es keine offiziellen Informationen über die Aktion?

Die Initiative Bad Dübener Brotkorb scheint rein ehrenamtlich und ohne strukturierte Öffentlichkeitsarbeit zu laufen. Es gibt keine Website, keine Social-Media-Kanäle und keine Pressekontakte. Solche Projekte verlassen sich oft auf persönliche Netzwerke — was funktioniert, solange genug Leute dabei sind. Dieses Jahr fehlen offenbar die Helfer, und damit auch die Kommunikation.

Wie kann ich helfen, wenn ich keine Kontaktdaten habe?

Sie können direkt in die Tafel Bad Düben am Markt gehen — sie ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Oder Sie bringen einen selbstgebackenen Kuchen oder eine Portion Suppe in die St. Marien Kirche. Auch ohne Anmeldung wird es entgegengenommen. In kleinen Orten wie diesem zählt jede Geste — und sie wird gesehen.

Ist die Aktion überhaupt noch geplant?

Das ist unklar. Weder die Stadtverwaltung noch die Kirche bestätigen einen Termin. Die Adventszeit beginnt am 30. November — ohne offizielle Ankündigung bleibt die Aktion im Dunkeln. Möglicherweise wurde sie abgesagt, weil keine Freiwilligen gefunden wurden. Aber das bedeutet nicht, dass die Bedürftigen nicht helfen brauchen — nur dass die Struktur fehlt.

Warum ist das ein Problem für die ganze Region?

Weil Bad Düben ein Symbol für das Verschwinden lokaler Solidarität ist. In den 2000er Jahren gab es in fast jeder Gemeinde solche Aktionen. Heute sind sie rar. Wenn selbst kleine Initiativen wie Bad Dübener Brotkorb scheitern, weil niemand sie unterstützt oder dokumentiert, dann verlieren wir mehr als Mahlzeiten — wir verlieren das Gefühl, füreinander da zu sein.

Wann wird es eine offizielle Antwort geben?

Die Stadtverwaltung Bad Düben hat bisher keine Stellungnahme abgegeben. Die nächste Möglichkeit wäre eine Sitzung des Sozialausschusses am 4. Dezember — aber bis dahin bleibt es still. Wer jetzt aktiv wird, könnte die Initiative noch retten — nicht durch eine Pressemitteilung, sondern durch einen Kuchen, eine Spende, eine Hand.

Gibt es ähnliche Projekte in der Nähe?

Ja. In Nossen und Riesa starten Tafeln und Kirchen ähnliche „Adventsküchen“ mit festen Terminen. In Halle wird seit Jahren eine „Lichter-Tafel“ organisiert — mit 300 Mahlzeiten und sogar Live-Musik. Diese Projekte zeigen: Es geht — wenn man will. Aber es braucht jemanden, der den ersten Schritt tut.