Offensiv top – Defensiv Flop
Offensiv top – Defensiv Flop
Nach dem 4:4 gegen Schweden ist klar, dass die deutsche Nationalmannschaft schönen effektiven Offensivfußball zelebrieren und gleichzeitig defensiv katastrophal agieren kann. Jetzt wird die Diskussion um die Qualität der Abwehr erneut auflodern.
„Ob das wieder losgeht, ist mir vollkommen egal”, erklärte Bastian Schweinsteiger, nachdem der erste Schock nach dem 4:4 gegen Schweden überwunden war. Die deutsche Nationalmannschaft hatte in den letzten 30 Minuten der Partie eine komfortable 4:0-Führung verspielt. Dabei hatte die DFB-Elf in den 60 Minuten davor mit unfassbar schönem Fußball dominiert, bevor sie urplötzlich jegliche Zuordnung auflöste und Schweden vier Treffer ermöglichte.
Dass die Verteidigung nicht erst am eigenen Strafraum beginnt, war die Binsenweisheit des Abends und der letzten Wochen. Eigentlich soll in Löws-System durch Ballbesitz und Kontrolle, der Gegner von Torchancen abgehalten werden. In der ersten Hälfte hatte das noch relativ gut geklappt, obwohl auch schon sehr viele Rückpässe auf Manuel Neuer zu beobachten waren. In der Drangphase der Schweden hätte man sich gewünscht, dass ein Abwehrspieler den Ball einfach mal direkt klärt. Einfach das Leder in Richtung Tribüne wegschlägt, so dass man sich in der Verteidigung neu formieren kann. Auch Per Mertesacker war das aufgefallen. „Wir können das nicht, dieses Reinstellen da hinten, wir wollen das auch vielleicht nicht“, sagte der Innenverteidiger gegenüber Sport News. Dann hätte die Elf von Jogi Löw aber ihren Stil über 90 Minuten beibehalten müssen und nicht nach zwei Drittel der Zeit aufhören dürfen, den Gegner unter Druck zu halten. Denn, wer den Gegner beschäftigt, hält den Ball vom eigenen Kasten fern. So sollte es eigentlich sein.
Auch Löw war das unnötig komplizierte Spiel in der Defensive aufgefallen. „Da spielen wir zwei Pässe, und der Ball ist beim Torwart, anstatt dass wir zur Eckfahne laufen“, schimpfte der Bundestrainer. Die Abwehr wurde wie gegen Österreich im Stich gelassen und fing an zu wackeln. Vor allem Holger Badstuber sah bei drei der vier Gegentreffer nicht gut aus. Dabei war er es, der sich in der Defensive zum Chef hochgearbeitet hatte. Löw will aber nicht einzelne Personen verantwortlich machen. „Es war nicht die Schuld von einzelnen Spielern, man kann das auch nicht an individuellen Fehler festmachen”, sagte der DFB-Coach beschwichtigend gegenüber Fußballnachrichten: „Im gesamten Kollektiv ist nicht mehr konsequent gearbeitet worden. Wir haben im Mittelfeld die Bälle verloren, wir haben nicht mehr die Ordnung herstellen können.“ Da fällt einem nur die alte Fußballweisheit ein: „Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Titel.“ Sollte sich da bis 2014 nicht maßgeblich etwas tun, wird es wieder nichts mit einem Erfolg bei der WM in Brasilien.
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